Kein Kind ist von Anfang an autistisch. Autismus entwickelt sich – man kann es auch so zuspitzen: das Autismus-Risikokind geht selbst den autistischen Weg, den Weg in die autistische Sackgasse. Allerdings nicht von heute auf morgen – und das ist der entscheidende Punkt! Der Weg in den Autismus hinein benötigt seine Zeit. Und genau diese Zeit bietet die Chance für eine Intervention – den Kurs der falschen Entwicklung zu korrigieren!

Diese Zeit ist allerdings nicht unbegrenzt, das Zeitfenster ist nicht weit, eher eng. Denn wenn sich der Autismus erst einmal fixiert hat, dann bleibt er auch bestehen. Autismus ist dann eine chronische Störung. Er bleibt ein Leben lang.

Wie weit mag dieses Zeitfenster sein? Ich schätze, dass es bis zum dritten Geburtstag geschlossen wird. Ich habe in meiner Praxis einige Kinder gesehen, die noch mit 27 oder 30 Monaten – anscheinend spontan, also ohne Therapie –  den Weg zurück in die Normalspur gefunden haben, obwohl sie zuvor bereits zweifelsfrei autistisch waren. Dieses Phänomen bezeichne ich als fading-out. Wie oft das vorkommt, kann niemand sagen. Ich gehe aber davon aus, dass solche spontanen Normalisierungen ziemlich selten sind. Dass sie aber überhaupt möglich sind (recovery from autism) gibt uns Hoffnung, dass durch frühe gezielte Intervention eine Kurskorrektur dann erst recht möglich sein müsste…